Jährlich kontrolliert die AMKB über 2000 Baustellen und Betriebe in den Kantonen Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Solothurn. Wie sieht die Arbeit eines Baustellenkontrolleurs aus? Worauf gilt es zu achten? Stefan Pauli, Teamleiter Baustellenkontrolle der AMKB, gibt im Interview Auskunft.
«Es ist wichtig, die Person hinter der Kontrolle zu verstehen»

Wie erfolgt die Planung der Inspektionen und welche Kriterien werden beachtet?

Stefan Pauli: Die Planung der Kontrollen erfolgt täglich und geschieht jeweils am Vortag für den folgenden Tag. Dabei nehmen verschiedene Faktoren Einfluss, wie beispielsweise der Eingang von Zemis-Meldungen, spontane Verdachtsmeldungen aus der Bevölkerung, Meldungen von Leuten auf der Baustelle oder Hinweise im Rahmen von Patrouillenfahrten. Zudem führen wir im Auftrag des Kantons Basel-Landschaft und in gemeinsamer Zusammenarbeit Kontrollen durch. Diese werden ebenfalls berücksichtigt. Aktive Baustellen besuchen wir regelmässig, was sich auch auf die Koordination der Inspektionen auswirkt. Indem wir an einem Tag mehrere Baustellen in denselben Ortschaften anfahren, wird effizient vorgegangen. Auf der Grundlage der Gesamtheit dieser gewonnenen Informationen, wird die Bautätigkeit im ganzen Kanton im Hinblick auf mögliche Risikobaustellen analysiert.

Wie läuft eine reguläre Kontrolle ab?

Wenn wir auf eine Baustelle kommen, verschaffen wir uns zuerst einen Überblick über die gesamte Situation. Welche Firmen sind anwesend? Wie viele Personen arbeiten vor Ort? Welche Autos sind auf der Baustelle parkiert? 

Ich beispielsweise beginne immer mit dem Grundsatz «von oben nach unten». 

Das heisst, bei einem Gebäude arbeite ich mich vom obersten Stockwerk nach unten. So verschaffe ich mir bereits zu Beginn einen ersten Eindruck und erhalte einen Gesamtüberblick. Fällt mir beispielsweise eine Person auf, die mit Trainerhosen und Turnschuhen statt mit Arbeitskleidern arbeiten, stimmt mich das misstrauisch. Die betreffende Person wird befragt, weil ein Verdacht vorliegt. 

Weitere Indizien spielen für eine Kontrolle ebenfalls eine Rolle: Kommen die Arbeitnehmenden aus einem Drittstatt oder aus dem EU/EFTA-Raum? Kommen die Arbeitnehmenden aus Deutschland und wird das AIG eingehalten? Sind die Arbeitnehmenden angemeldet? Liegen Subunternehmerketten vor? Nach Überprüfung der Firmen im Handelsregister wird im Nachgang entschieden, ob eine Befragung durchgeführt wird. Liegt kein Verdacht vor, findet keine Befragung statt. Falls der Betrieb oder der Selbstständige noch nie überprüft wurde (dies eruieren wir anhand einer internen Datenbank), findet eine Kontrolle statt. Wurde der Betrieb oder der Selbständige schon mehrfach kontrolliert und es liegen Verdachtsmomente vor, wird er erneut kontrolliert.

Auf was müsst ihr euch während einer Kontrolle achten?

Bei jeder Kontrolle wird der Ausweis der betreffenden Person kontrolliert: Ist dieser gültig und stimmen die Personalien mit der Meldebestätigung überein? Fehlt beispielsweise der Ausweis des Kontrollierten, wird die Polizei hinzugezogen. Wichtig ist die Identität des Befragten festzustellen.

Bei Entsandten muss zudem unter anderem kontrolliert werden, ob diese ihre Arbeit zu früh angefangen haben oder ob wirklich die Personen auf der Baustelle anwesend sind, die auch angemeldet wurden.

Des Weiteren überprüfen wir die Melde- und Bewilligungspflichten vor Ort. Dies geschieht oftmals in Zusammenarbeit mit den kantonalen Behörden.

Welche Kontrollen werden durchgeführt und welche Kontrollstrategie wird verfolgt?

Die AMKB führt in verschieden Bereichen Kontrollen durch und verfolgt einen risikoorientierten Kontrollansatz.

Siehe auch «Die Arbeitsmarktkontrolle für das Baugewerbe (AMKB) – Wir stellen uns vor» 

Die AMKB ist insbesondere mit der Durchführung von Schwarzarbeits-, Submissions-, Hygiene-, Unterkunftskontrollen, GAV-Kontrollen und Entsendekontrollen beauftragt.

In welchen Intervallen werden die Baustellen kontrolliert?

Grossbaustellen werden alle zwei Wochen kontrolliert, mittlere Baustellen einmal im Monat und kleine Baustellen einmal im Jahr. Liegen jedoch Verdachtsmomente vor, werden die Perioden gekürzt und Kontrollen finden bereits früher statt.

Wie ist die Stimmung, wenn ihr auf eine Baustelle kommt?

Ich begegne den Menschen auf Augenhöhe und versuche sie im Laufe der Kontrollen abzuholen. Dabei bin ich höflich, aber bestimmt und versuche auf die Menschen einzugehen. Während der gesamten Kontrolle zeige ich Respekt und bringe viel Geduld für mein Gegenüber mit. Ich verstehe, dass sich für die Kontrollierten eine unangenehme Situation ergibt, da von ihnen viel Persönliches verlangt wird. Beispielweise stellen wir die Frage, wie hoch ihr Lohn ist.

Werdet ihr manchmal während den Kontrollen angeschrien?

Dies kommt kaum vor, da ich versuche auf die Leute einzugehen und Verständnis zu zeigen. Zudem erkläre ich ihnen die Rechtslage: Machen sie nicht mit und wird die Kontrolle verweigert, führt das zu Konsequenzen.

Bisher gab es einen Konflikt, bei welchem die Kontrollierten handgreiflich wurden. Dies ist jedoch eine absolute Ausnahmesituation. Dazu möchte ich sagen, dass auch diese Situation schlussendlich für alle Beteiligten friedlich gelöst werden konnte. 

Wichtig ist wirklich, die Person hinter der Kontrolle zu verstehen und ihr Handeln nachzuvollziehen.

Macht es einen Unterschied, ob ein Mann oder eine Frau die Kontrolle durchführt?

Teilweise stellen wir eine gewisse Ablehnung gegenüber Frauen auf den Baustellen fest. Vermutlich hängt dies mit den verschiedenen Kulturen, die auf den Baustellen aufeinandertreffen, zusammen. Jedoch handelt es sich auch hier um Ausnahmefälle.

Braucht man gute Nerven für den Job?

Natürlich braucht es gute Nerven und eine dicke Haut. Viele Situationen nehmen einen selber auch mit. Beispielsweise wurde eine kontrollierte Person emotional. Das war hart für mich, da man sieht, wie gewisse Leute ausgenutzt und ausgebeutet werden. Es gibt Situationen, in welchen mich die Schicksale der Leute berühren.

Welche besonderen Eigenschaften braucht man für den Job?

Wichtig ist, der Typ für diesen Job zu sein. Was beinhaltet, dass man eher extrovertiert sein muss. Man muss auf Leute zugehen und auch Gegenfragen stellen können. Ein gesunder Menschenverstand ist wichtig. Ich fahre stets meine Linie, zeige Verständnis und bleibe trotzdem beharrlich.

Im Vordergrund steht die Kontrolle, doch diese sollte menschlich gestaltet sein.
Zudem ist es von grossem Vorteil, wenn man sich in der Baubranche auskennt. Man muss Verständnis für die Bauarbeiter zeigen. Gerne erkläre ich dies anhand eines Beispiels: Ein Gipser, der einen Abrieb macht, sollte nicht unterbrochen werden, oder besser gesagt so wenig wie möglich. Im Gegensatz dazu kann man einen Elektriker oder Sanitäter bei den Arbeiten besser unterbrechen. Die Kontrolle wird immer durchgeführt, aber die konkreten Umstände müssen berücksichtigt werden.

Was schätzt du an diesem Beruf?

Ich geniesse den umfangreichen Kontakt mit den unterschiedlichsten Menschen der Welt. Man trifft auf viele verschiedene Leute und Orte, mit welchen man ansonsten vermutlich nie in Kontakt gekommen wäre. 

Der Job ist sehr abwechslungsreich und man leistet  seinen Beitrag, zur Sicherstellung der Rechtslage.

Was gefällt dir weniger gut?

Die Einsicht, dass es immer wieder vorkommt, dass Menschen ausgebeutet werden (arbeiten beispielsweise für CHF 5/Stunde). Es braucht Zeit, um das zu Verdauen.

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